Dass wir „schweren Boden“ in Paffrath haben, dürfte wohl schon so manchem Gartenbesitzer beim Bearbeiten seiner Kulturen aufgefallen sein. Und auch beim Spaziergang durch das Paffrather Wäldchen, das übrigens auf der Geoportal-Seite des Rheinsch-Bergischen-Kreises (Stand 06/2024) als „Im Herkenbruch“ verzeichnet ist, sieht man immer wieder mit Wasser gefüllte Gräben und Tümpel. Grund dafür ist der recht hohe Tonanteil in der Erde.
Diese geologische Eigenheit ist den Einheimischen auch schon im Mittelalter aufgefallen, was dazu führte, dass sich im Gebiet Katterbach und Paffrath recht früh eine Ton-Abbau und Tonwaren-Fabrikation entwickelte, deren qualitativ hochwertige Produkte weit über die Grenzen unserer Region bekannt waren.
Entlang der Kempener Straße zwischen Katterbach und Paffrath und der Dellbrücker Straße in Paffrath konnten eine Vielzahl von Tongruben und Ringöfen zum Brennen der Tonwaren nachgewiesen werden.
Bereits gegen Ende des 19. Jahrhunderts betrieb Anton Hummelsheim eine kleine Tongrube an der Borngasse. 1900 wurde die Bauabsicht einer Dachziegel-Fabrik in der „Thonindustrie-Zeitung“ angekündigt. Hummelsheim richtete seine Bitte dazu aber erst am 7. Oktober 1901 an den damaligen Bürgermeister Bernhard Schröter, was dieser umgehend bewilligte.
Die „Falzziegelfabrik Anton Hummelsheim“ entwickelte sich schnell weiter. Schon1902 erfolgte die Umwandlung in eine GmbH und die Erweiterung des Werkes. Die Fabrik wurde in „Paffrather Thonwerke GmbH“ umbenannt. Gegenstand des Unternehmen war „die Herstellung und der Vertrieb von Dachziegeln und sonstigen Thonwaren“. Neben Hummelsheim war nun auch der Paffrather Kaufmann Wilhelm Berger Geschäftsführer der Firma. Doch schon 1904 wechselte die Geschäftsführung. Der Opladener Bauunternehmer Jakob Lungstraß übernahm nun die alleinige Verantwortung für den Betrieb.
1905 stieß der Monheimer Kaufmann Hubert Odenthal als Teilhaber und Geschäftsführer dazu. Eine Investition in den stetig wachsenden Betrieb schien lohnenswert, das Stammkapital wurde von 120.000 Mark auf 200.000 Mark erhöht. Doch schon 1908 legte Odenthal sein Amt als Geschäftsführer wieder nieder.
Am 29. April 1910 berichtete die Lokalzeitung dann völlig überraschend von der sofortigen Einstellung des Betriebes und die Entlassung aller Arbeiter aufgrund von Absatzmangel. 1912 wurde die Löschung der Paffrather Tonwerke GmbH vermerkt. Mit einer kleinen Belegschaft wurde noch bis 1914/15 feuerfestes Steinzeug hergestellt.1913 ist in den Quellen die Umbenennung in „Paffrather Ton- und Schamottwerke GmbH“ vermerkt. 1915 wurde der Betrieb dann endgültig eingestellt.
Mit dem Wachstum der Fabrik gab es aber auch immer öfter Beschwerden aus der Bevölkerung über den schlechten Zustand der umliegenden Wege. Die schweren Fuhrwerke machten diese besonders bei Regen wohl fast unpassierbar. Auch das gelegentlich notwendige Abpumpen des Wassers aus den Tongruben und die Einleitung der „Abwässer“ in den Mutzbach sorgten für Unmut. So beklagte sich Landwehr, der Besitzer der Paffrather Mühle, dass durch das schlammige Grubenwasser der Betrieb seiner Mühle in Gefahr sei. Auch die Betreiber der weiter bachabwärts gelegenen Diepeschrather Mühle waren aufgrund der Verschlammung aufgebracht.
Vielleicht waren diese ständigen Klagen und die immer höher werdenden Auflagen durch die Stadt, z. B. die Aufforderung, die Zufahrtswege stetig zu sanieren und auszubauen, ein Grund für den plötzlichen Niedergang des Betriebes. An der Qualität der Erzeugnisse wird es sicher nicht gelegen haben. Denn die Dachziegel müssen aufgrund der besonderen Zusammensetzung des Tons so gut gewesen sein, dass es laut einiger schriftlicher Quellen bis in die 1980er/90er Jahre noch Häuser gegeben haben soll, die mit diesen Ziegeln gedeckt waren.
Heute ist von der einstigen Tonwaren-Fabrik nichts mehr zu erkennen. Sie stand gegenüber des heutigen Kombibades an der Ecke Borngasse und der Verlängerung des Herkenfelder Weges, der damals Mühlenweg hieß. Lediglich ein paar Senken in Gärten an der Dellbrücker Straße und die ehemalige, mittlerweile mit Wasser gefüllte Tongrube, die am 04. August 1919 einem 10-jährigen Jungen beim Versuch, diese mit einem Floß zu befahren, zum tödlichen Verhängnis wurde, zeugen von der großen aber kurzen Blütezeit des Betriebes. Heute dient der kleine Teich an der Borngasse dem Angelverein „SAV Paffrath und Köln-Süd 1948 e. V.“ als Vereinsgewässer.
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